COSTES
German Press
  1. Schoko, Marmelade und Terror
    (Taz-Bremen - Zott - 14.10.98 )
  2. Costes, nix fur voyeure
    (Date - 10.98 )
  3. Franzosischen Provo-Pornokraten Schweinchen
    (Stallplatten - 3.98)

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  • SCHOKO, MARMELADE UND TERROR
    (Taz-Bremen - 14.10.98)

    Der französische Extremperformer Costes lärmte mit seiner Partnerin Marie-Anne eine knappe Stunde im Tower herum.
    Beschreiben wir zunächst einfach nur das, was im Tower zu sehen war. Eine Frau tritt auf die Bühne, schaltet das Fernsehgerät ein. Eine Lärmkulisse aus Geschrei und verzerrten Gitarren breitet sich aus und traktiert während des gesamten Spektakels die Ohrmuscheln. Die Frau - ihr Name ist Anne-Marie - lümmelt sich auf dem Sofa und betrachtet den Bildschirm, wo eine stupide Nachrichtensendung abläuft, immer wieder unterbrochen von Sequenzen, wo ein Schäfer sein Schaf und das Schaf seinen Schäfer vergewaltigt sowie Liveübertragungen von der massakerträchtigen militärischen Belagerung eines von einem Diktator bewohnten Hochhauses. Während sich Marie-Anne die Schambehaarung mit einer Schere stutzt, stürzt ein hysterisch schreiender Terrorist auf die Bühne, ballert mit einer Pistole auf alles, was sich bewegt und vergewaltigt und verstümmelt unentwegt Marie-Anne, die ihrerseits ebenfalls keine Gelegenheit ausläßt, den Terroristen zu vergewaltigen und zu verstümmeln. Eine Stunde lang toben Marie-Anne und Jean-Louis Costes - der Terrorist - derart über die Bühne, gestehen sich permanent ihre Liebe und schlagen sich Sekunden später den Schädel ein, beschmieren sich dabei mit Kot, Blut und Sperma, schleudern benutzte Tampons herum und stopfen sich unentwegt Gegenstände in Anus und Scheide. Schließlich brüllen die beiden nackten und völlig verschmierten Gestalten zur Musik von Orffs Carmina Burana ostentativ das Wort "Esperanza" und kneten dabei ihre Genitalien. Dann ist Schluß.
    Ein wüstes und geschmackloses Spektakel namens "Les Otages" (Die Geiseln), das der französische Performancekünstler Costes auf die Bühne gebracht hat. In Frankreich, erzählt er nach dem Auftritt, verfolgen ihn seit Jahren die Behörden, werfen ihm Gewaltverherrlichung, Obzönität und alles andere vor, was gegen schlechte Menschen im allgemeinen vorzubringen ist.
    Für Costes ein Rätsel. "Nichts von dem, was ich zeige, ist schlimmer als die Realität". Seine Performance sieht der 44jährige als "Musical des schlechten Geschmacks über Menschen" - also über abgrundtief primitive, gewalttätige, lüsterne und dumme Figuren. "Einen Abend vor der Glotze, und schon muß ich eine Woche lang kotzen." Seine Show hingegen sei im Gegensatz zu dieser Wirklichkeit romantisch und verspielt, weil die offensichtlich lächerlich schlechte Inszenierung kein reales Grauen entstehen lasse.
    Zumindest der Bewertung der Inszenierungsqualität wird niemand widersprechen können. Statt Kot und Blut benutzt der gelernte Architekt Costes simple Schokolade und Marmelade. Die Videobilder sind grell und verwackelt, das Ganze pendelt zwischen peinlicher Infantilität und amateurhafter Splatterästhetik. Wohl niemand der knapp 40 Gäste im Tower wird sich trotz dieser kruden Mischung aus Lärm, Terrorspiel und Irrsinn ernstlich provoziert gefühlt haben. Und so will sich Costes, der seit einem Jahrzehnt auf mehr als 40 Videos und CDs seine dekadenten Performances dokumentiert, auch verstanden wissen. "Wollte ich tatsächlich provozieren, würde ich während der Auftritte Bomben werfen. Bei mir aber gehen alle gesund nach Hause. Worin also besteht die Provokation?"

    COSTES, NIX FUR VOYEURE
    (Taz-Bremen - 14.10.98)

    Ihm wird Pornographie vorgeworfen, Gewaltverherrlichung, in jedem Fall aber Geschmacklosigkeit :
    Costes, franzosischer Musiker/Performancekunstler sorgt fur geshiedene Geister. Gerichtsverfahren, Auftrittverbote und tagliche Angriffe aufgebrachter Gegner saumen seinen Weg. Dabei wahnt sich costes mit seinem Fakalien-Geschichten und Sex-Toppoi jenseits von dumpfer Sensasionslust. Ihm geht es Kunst und die Macht der symbole. Costes ist fur solche, die bereit sind sich einzulassen und keine Probleme haben mit krassen Mitteln der Darstellung. Nix fur voyeure.

    FRANZOSISCHEN PROVO-PORNOKRATEN SCHWEICHEN
    (Stallplatten -3.98)

    "Filme sollen vor der Gesellschaft tabuisirte Zustanden aufzeigen : gute Anhaltspunkte bieten die Strafgezetzbucher. Fur filmesprache und Materialprobleme und anderen Scheiss habe ich nichts uber, gefilmt wird, was not tut...Durch das Einschreiten der Staatsgewalt in Form des Polizeien-satzes zur behebung der Storung und den inhalt der Aktionen entsteht eine grossere Offentlichkeit in From der Kommunikationsmedien. Meine anspruche und Forderungen sickern somit durch."
    Otmar Bauer.

    Gerade als Sie dachten, die abendlandische Kultur ware gereinigt von Tod, Geschwuren, Schweiss und Kot geht man ahnungslos in Paris in eine obskure Buchhandlung hinein und findet dort eine Videokassette von Costes. Costes? So heisst das enfant-terrible aus Frankreich, welches in aller Munde zu sein schneit. Bekannt wurde er durch seine Metro-Aktion, wo er anungslosen Passanten seine neue CD in die Hande druckte oder gleich in Briefkasten massenweise deponierte Scham ist ein Gefuhl des Geistes die Natur kennt hingegen eine solche nicht und da Costes auf denkende Menschen stiess, welche seine lauten, hasslichen, rassistichen, sexsistischen Texte gar nicht mochten, arbeitete er wahrend zehn Jahren fleissig an seinem ruf als Anhanger geschmackvoller Provokation. Auf seinen CD-Hullen zeigt er sich mit Vorliebe beim Sexakt, auch lasst es sich gerne vor einem Schwarzen von einer weissen Dame mit einem gumischwanz penetrieren. Vor zehn Jahren verteilte er auf Punkonzerten seine Kassetten mit der Auschrift "Anti-Punk" und seiner Telefonnummer drauf. In Frankreich wird jetzt z. B; der erste Prozess gegen das Internet gefuhrt. Dank Costes. durch die moderne Vervielfaltigungstechnik wurde Costes nun eine echte Bedrohung fur die ganze Welt. Seine gemeingefahrlichen Gedanken zid nun keiner geographischen Einshrankung mehr unterlegen und der Staat sieht sich nun einer fremdartig-vulgaren costessehen Seh- und Aneignungskunst ausgesetzt, welche fur ihn bedrohlich wirkt. Ahm 11 Juni 1997 hatte Costes seinen Gerichtstermin vor der Obersten Gerichskammer in Paris wegen "Rassismus und Aufruf zum Mord". Auf seiner eigenen Web side hat er nicht nur seine pornographischen Konzertbilder veroffentlich, nein, er hat auch rasistische Bemerkungen hineingespeist, und dies fand die Union der judischen Studenten in frankreich gar nicht komisch. Da nutzen die besten Erklarungsversuche wie "Demaskierung der wirklichen Rassisten durch den Kunstler und sein Werk" nichts. die nackten Frauen welche mit den reisigen Scheren aud der Buhne herumspazieren um den Schnidelwutz der Machos abzuschneiden, das mag ja noch witzig sein, die Gaga-Nazi-heil Parolen, als ironizierendes Instrument seiner extravaganten Inszenierungen wurden jedoch missverstanden. auch das Medium video hat costes anfangs dieses Jahrzehnt entdeckt und unter dem lessingschen Motto "Der Ubergang vom Schonen zum komischen funktioniert nur uber das Hassliche" drehte er auf seinen Konzerttourneen videos mit Titeln wie "Crack kiss"(in N.Y.) oder death in Tokyo (in Tokyo). Auch in seinem film "Fil de Caligula" kann man seine verbalen Ergusse horen, seine Ejakulationen sehen und beinahe seine analen Exsesse riechen. dort spielt er selber den Grsstadt-Caligula, welcher in einem Keller in der rue du Christ (sic!) eine Frau gefangenhalt, welche er mit dem Samen seines Papas schwangert, worauf sie ihm eine zweigeteilte Ratte gebart und daraufhin stirbt. Zwischen diesen ereignissen freut sich costes so sehr, dass er auf der Autofahrer beschimpft und von einer Autobahne Brucke herunterscheisst. die Revolution in seinen filmen bleibt nicht in den Grenzen der aristokratischen asthetik, sondern liegt fernab von irgendeiner hygienisch-sportlichen Erotik oder illustrierten Geilheit. Da wird eine Wassermelone gegessen und dazu onaniert, der costessche Caligula lasst sich in seinen Wahnvorstellungen von jungen Romern in den Arsch ficken oder zwingt seine Geisel mit einem Plastiksack uber der Kopf gestulpt zu einem Hochzeitsfoto mit ihm im Frack und heraushangendem Schwanz. auf dem Land lernt er dann seine paramilitarischen Freunde kennen, welche eine Party hochgehen lassen und die jungs verprugeln, wahrend Costes eine Dame zwingt, ihn mit einer Karotte anal zu befriedigen. costes Junger steinigen ihn am Schluss und klingeln schwerbeweffnet an der Turn seiner Mutter, welche mit langen sabeln bewaffnet diese offnet. costes prasentiert Hasslichkeit auf einem Spielplatz fur Erwachsene, welchen schon mancher Performance-Kunstler vor ihm betreten hat. Mit seinen 43 Jahren mimt er den bosen Buben. Er kommtaus einer katholisch-bourgeoisen familie mit einem Papa im dienste des Militars. so konnte man schon fast meinen, seine Larm-, Spuck-, Piss und Scheissreflexe kommen von seiner Aversion gegen seine gutburgerliche Sozialisierung und er ist sie all diese jahre nicht mehr losgeworden. In seinem neusten Untergrund-Schocker "I love snuff" nimmt Sozio-Pornograph costes wieder eine geisel. Diesmal hat er eine Komplizin, welche domina ist und der er treu ergeben ist. Er legt Frauenkleider an, lasst sich an ein Hundehalsband anketten und geht mit Frauchen Domina Gassi machen. auch wird er von ihr auf den Strich geschickt, wo er es mit intellektuellen bartigen Mannern zu tun bekommt. als das kriminelle Paar eine videoaufzeichnung von der weisslichen Geisel an ihren Ehemann schickt (Costes peitscht auch gerne aus), findet dieser das leider sehr geil, wie die geisel geplacht wird. er onaniert zu der Visionierung der Videokassette und will absolut kein Losegeld bezahlen. Mit dem haben die beiden Entfuhrer nicht gerechnet und dies fuhrt leider dazu, dass die geisel vor laufender Kamera umgebracht wird, nachdem sie zuerst an einem Tampon lutschenmusste, welcher im hintern von costes steckte. Der ehemann ejakuliert beim Anblick seiner toten frau, Costes wird von seiner Domina in den hintern gepudert. es wird auch in den Mund gepinkelt, worauf Costes vor Freude auf den Badezimmerboden scheisst und am Schluss sehen mir einem wunderschonen Sonnenuntergang mit Rosenstrauch davor. Costes hassliches Kurzfilmchen ist eine fiese Satire auf den Snuff-film, welcher hubsch gestyle Filme zum Thema, z. B. Amenabars Universitias-Snuff-Thriller TESIS, bewusst durch seine zotig-geschmacklose Inszenierung erblassen lasst und sich naturlich dadurch jeder breieren Kommerzialisierung entzicht. Vielleicht findet einmal eine fortschrittliche Beurteilung einer costes-Werkschau statt und, wer weiss, man wird sich plotzlich bewusst, dass dort in Frankreich der Untergrund-Pasolini des ausgehenden 20 Jahrhunderts haust und seine hasslich-schonen Provokationen in die Welt setzt. Bon appetit!


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